Eine Reise in die Geschichte

Zeitzeugengespräch der 2. Generation an der MS Thörl

Die vierten Klassen der Mittelschule Thörl hatten im Rahmen des Geschichtsunterrichts die besondere Gelegenheit, an einem Zeitzeugengespräch der 2. Generation teilzunehmen. Herr Friedrich Tschoggl erzählte den Schülerinnen und Schülern von der bewegenden Geschichte seiner Familie und beleuchtete dabei ein oft wenig bekanntes Kapitel der NS-Zeit.

Verfolgung der Zeugen Jehovas im Zweiten Weltkrieg 

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Zeugen Jehovas in Deutschland und Österreich wegen ihres Glaubens und ihrer Haltung zum NS-Regime verfolgt, eingesperrt und vielfach sogar ermordet. Auch die Familie Tschoggl wurde aufgrund ihres Widerstands und ihrer religiösen Überzeugungen auseinandergerissen und musste schweres Leid erfahren. Herr Tschoggl berichtete den Schülerinnen und Schülern in seinem Vortrag eindringlich von diesen Erfahrungen, die ihm von seinen Eltern und Großeltern überliefert wurden. Seine Schilderungen umfassten sowohl die Herausforderungen des Alltags unter Verfolgung als auch die Momente der Hoffnung, die seine Familie trotz allem erlebte.

Engagement im Verein Lila Winkel

Nach Kriegsende setzte sich die Familie Tschoggl aktiv im Verein Lila Winkel ein. Der Name des Vereins leitet sich von dem lila Winkel ab, den die Zeugen Jehovas als Kennzeichen in den Konzentrationslagern tragen mussten. Ziel des Vereins ist es, die Schicksale unschuldiger Opfer des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und die Erinnerung an diese Menschen wachzuhalten. Mit Vorträgen, Bildungsprojekten und der Zusammenarbeit mit Schulen trägt der Verein dazu bei, dass die Verbrechen der NS-Zeit nicht in Vergessenheit geraten. Zudem engagiert sich der Verein für den Schutz von Minderheitenrechten und die Stärkung demokratischer Werte.

Nachhaltige Eindrücke bei den Schülerinnen und Schülern 

Das Zeitzeugengespräch mit Herrn Tschoggl war für die Schülerinnen und Schüler ein beeindruckendes Erlebnis. Seine persönlichen Einblicke vermittelten ihnen nicht nur ein tieferes Verständnis der Geschichte, sondern regten auch zum Nachdenken über die Bedeutung von Toleranz, Menschlichkeit und Zivilcourage an. Besonders berührt waren die Jugendlichen von der Kraft und dem Mut der Familie Tschoggl, die trotz der schrecklichen Erlebnisse nie ihren Glauben an eine bessere Zukunft verloren hat. Herr Tschoggl ermutigte die Schülerinnen und Schüler, sich selbst für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzusetzen. Solche Gespräche sind ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie machen Geschichte fassbar und verdeutlichen, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen. Die MS Thörl dankt Herrn Friedrich Tschoggl für seinen Besuch und die bewegenden Worte.

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